Solange ich denken kann, hatten wir eigentlich immer Haustiere. Angefangen mit 2 Goldfischen, über Schildkröten, Meerschweinchen, Kaninchen und Hamster bis zum Hund, wir hatten fast alles. Nur Katzen hatten wir nie, da meine Schwester auf die allergisch ist.
Ich hatte in meinem „erwachsenen“ Leben schon öfter mit dem Gedanken gespielt, mir eine Katze zuzulegen, aber irgendwie hat es nie gepasst. Bis Oskar dann zu mir kam…
In meinen Beitrag zur Blogparade „Was macht deine Fellnase so einzigartig?“ von Chantal von Niederhäusern kannst du lesen, wie sich das alles zugetragen hat und warum Oskar – auch wenn er nicht mehr unter uns ist – so besonders für mich ist.
Wie Oskar in mein Leben kam
Die Geschichte, wie Oskar in mein Leben kam, war eher ungewöhnlich und nicht ganz gradlinig. Alles fing damit an, dass eine Freundin mir zum Geburtstag eine Katze schenkte. Wenn du eine Katze hast, dann weißt du wahrscheinlich, dass Katzen sich ihre Besitzer aussuchen. Kurz gesagt, diese Katze, der ich den Namen Olivia gegeben hatte, passte nicht wirklich zu mir. Sie war mir viel zu wild, haute dauernd ab und hatte es faustdick hinter den Ohren. Deswegen beschloß ich, einen Gefährten für sie zu suchen, in der Hoffnung, dass sie dann vielleicht ruhiger würde.
Im Tierheim von Davenport habe ich Oskar ziemlich schnell ins Herz geschlossen und entschieden, ihn zu adoptieren. Ihm war Olivia allerdings auch zu wild! Er verkroch sich erstmal auf einem Stuhl unter dem Tisch. Na das kann ja heiter werden, habe ich mir damals gedacht.
Großer Schreck beim Tierarztbesuch
Im Tierheim hatte ich unterschrieben, Oskar beim Tierarzt untersuchen zu lassen und so bald wie möglich kastrieren zu lassen. Er war damals ungefähr 6 Monate alt. Bei der Untersuchung hat sich dann herausgestellt, dass Oskar FIV positiv war. Die Ärztin erklärte mir, dass das eine Varinte von HIV ist, die aber nur Katzen bekommen und die nicht auf den Menschen übertragbar ist. Da damals nicht ganz sicher war, ob das Virus nicht schon über das gemeinsame Katzenklo oder eine gemeinsame Futterschüssel übertragen werden könnte, war die Empfehlung, eine FIV+ Katze nicht mit einer „gesunden“ Katze zu halten. Ich konnte (und wollte) Oskar nicht ins Tierheim zurückbringen, sie hätten ihn dort eingeschläfert…
Meine Freundin, die mir die andere Katze geschenkt hatte, entschied dann, Olivia bei sich zu behalten. Da fiel mir ein großer Stein vom Herzen, denn so hatten beide Fellnasen ein gutes Zuhause gefunden.
Eine passendere Gefährtin
Oskar hat sich bei mir dann gut eingelebt, aber da ich alleine war und auch öfters unterwegs (das war 2005/2006 während meiner Studienzeit in den USA), wollte ich nochmal einen Anlauf nehmen, für Oskar einen Kompanion zu finden. Ich habe dann tatsächlich ein privates Tierheim auf der anderen Seite des Mississippi gefunden, wo keine Tiere wegen FIV eingeschläfert werden mußten. Dort gab es sogar ungefähr 30 Katzen mit dem Virus! Also war die Auswahl groß.
Die Wahl fiel auf eine Katzendam namens „Destiny“, was soviel wie „Schicksal“ bedeutet. Sie war ungefähr gleich alt wie Oskar und auch grau getigert wie er. Viele meiner Freunde und auch meine Familie konnten die beiden auch nach Jahren nicht auseinander halten…
Ich fand den Namen Destiny nicht gut für eine Katze mit so einem Schicksal, und wollte ihr einen starken Namen geben. So entschied ich mich für „Matilde“, was soviel wie „die starke Kämpferin“ bedeutet – damit wollte ich ihrem Schicksal etwas entgegensetzen.
Oskar und Matilde verstanden sich gleich blendend, haben viel gespielt und sich selten gefetzt. Matilde war allerdings etwas kuscheliger, im Tierheim hatte sie immer in einem Haufen mit mindestens 10 andere Katzen geschlafen. Oskar hat ihre direkte Nähe beim Schlafen nur selten toleriert.
Stabilität und Veränderung
Nach der Rückkehr nach Deutschland und diversen Umzügen hatten wir 2010 unseren Platz gefunden. Ich hatte beschlossen, mich im schönen Werdenfelser Land niederzulassen und in Garmisch-Partenkirchen meine eigene Praxis zu eröffnen. Endlich angekommen, habe ich auch das passende Gegenstück, meinen Mann, gefunden. Gemeinsam sind wir dann noch einmal umgezogen. In unserer gemeinsamen Wohnung leben wir jetzt seit 2012, das ist für mich ein Rekord! 😉
Leider mußten wir im Januar 2016 Matilde gehen lassen. Es wurde ein Tumor festgestellt, der höchstwahrscheinlich nicht operabel war. Wir haben dann von weiterer Diagnostik Abstand genommen und Matilde ihre letzten Wochen so angenehm wie möglich gemacht.
Doch nochmal 2 Katzen…
Eigentlich wollten wir keine neue Katze, aber Oskar war oft unruhig seit Matilde nicht mehr da war. Deswegen suchten wir im Tierheim Garmisch nach einer passenden Gefährtin. Ich hatte zuerst eigentlich eine andere Katzendame im Auge, aber Maya hat sich uns unmissverständlich ausgesucht! Sie zog im Mai 2016 bei uns ein.
Es war leider nicht die große Liebe, aber die beiden sind einigermaßen miteinander klargekommen. Mit der Zeit hat Oskar Mayas Nähe immer mehr toleriert. Nach seiner Erblindung hat er sie manchmal versehentlich umgerannt. Maya hat bald verstanden dass es kein Angriff ist und ihm dann keine Ohrfeigen mehr verpasst. Schließlich lagen sie dann öfter gemeinsam auf dem Sofa (aber mit Abstand!). 😉
Ein einzigartiger Kater
Oskar war ein sehr sensibler und treuer Kater. Ich hätte, nach der Diagnose FIV, nie damit gerechnet, dass er mich so lange begleiten würde, aber es waren dann doch fast 19(!) Jahre. Er ist mit mir, wie auch seine erste Gefährtin Matilde, 6 Mal umgezogen. Er hat seine 3 GefährtInnen überlebt und toleriert.
Er hat Blumen geliebt, besonders gerne saß er auf der Balkonbrüstung bei den Blumenkästen. Er war ein guter Mäusejäger, ganz zur Freude unserer Vermieter. Männer fand er toll, vielleicht weil er lange mit mir und Matilde viel weibliche Energie um sich hatte – das Herz von meinem Mann hat er schnell erobert, und die beiden hatten auch eine ganz besondere Verbindung. Er hat, auch nach seiner Erblindung, das Leben (und die Blumen) genossen. Er war immer da. Er war, bis auf die letzten Monate, ein absoluter Schoßkater und hat es geliebt, von mir durch die Gegend getragen zu werden.
Begleitung zurück ins Leben
Anfang 2024 mußte mein Mann notoperiert werden, und bei der OP gab es leider Komplikationen. Er war 6 Wochen auf der Intensivstation, davon 2 Wochen im künstlichen Koma. Als er aufgewacht ist, war eine seiner ersten Fragen „Ist Oskar tot?“. Als ich ihn beruhigt hatte, dass es Oskar gut geht, war er erleichtert, dass er das ganze nur geträumt bzw. im Koma erlebt hatte. Nach 2 weiteren Wochen Normalstation konnte mein Mann dann endlich nach Hause. Er war sehr geschwächt zu dem Zeitpunkt, und hat die Treppen in den 2. Stock gerade so geschafft.
Für mich war diese Zeit sehr anstrengend, und Oskar hat das natürlich gespürt. Ich habe auch gespürt, wie sehr der Kater meinen Mann vermisst hat, er wurde mit der Zeit immer unruhiger. Als er dann wieder zu Hause war, ist Oskar ihm kaum von der Seite gewichen. Er lag bei ihm im Bett und auf dem Sofa, hat sich die versäumten Streicheleinheiten geholt und so meinem Mann denke ich auch viel Kraft gegeben. „Oskar hat mich zurück ins Leben begleitet!“ hat mein Mann gesagt, als er nach fast 6 Monaten alles einigermaßen überstanden hatte.
Schwerer Abschied
Aufgrund seines hohen Alters – er war 19 – hatten wir gehofft, dass Oskar irgendwann friedlich einschläft. Er war lange recht stabil, ist mit seiner Blindheit und dann auch mit der zunehmenden Taubheit ganz gut zurecht gekommen. Anfang Juli 2024 haben wir dann gemerkt, dass er anfängt mehr abzubauen. Dann ging es plötzlich ganz schnell, dass wir eine Entscheidung treffen und ihn gehen lassen mussten.
Oskar hat einen ganz besonderen Platz in unseren Herzen, und momentan auch noch in unserem Wohnzimmer. Wir haben entschieden ihn einäschern zu lassen. Möglicherweise werden wir seine Asche in seinem einstigen Revier verteilen, das war mein erster Impuls. Aber ich glaube, wenn wir das machen braucht es ein besonderes Ritual, und vor allem noch etwas Zeit.
Die Erinnerungen bleiben
Ich denke viel an Oskar, vor allem wären es vor einer Woche (am 22. August) genau 19 Jahre gewesen, dass er bei mir war. Auch deswegen war dieser Aufruf zur Blogparade eine willkommene Gelegenheit für mich, über meinen einzigartigen Kater zu schreiben. Die schönen Erinnerungen an die vielen Erlebnisse mit Oskar, der mich für 1/3 meines Lebens begleitet hat, werden mich immer begleiten.
Chantal
Liebste Ilke
Danke für deinen so schönen Artikel über Oskar. Ich finde es so schön, dass ihr ihm als FIV-Kater ein Leben ermöglicht habt und er es euch so danken konnte, dass er ganz lange bei euch war. Er wusste, dass er deinem Mann noch die Kraft schenken durfte, so dass er wieder genesen konnte. Und vielleicht war das auf eine Art auch sein Abschied an euch. Er wird immer in eurem Herzen bleiben.. Einfach nochmals Danke für diese wunderschöne Geschichte. Und Mersi dass du meine Blogparade mit deiner Geschichte bereichert hast. Herzlichst Chantal